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Tigertreffen in Heidenrod, 11.-13.04.2003

Bisher kannte ich es nur aus dem Internet. Unzählige Nächte verbrachte
ich über die Tastatur gebeugt, die Maus in der Hand vor dem Bildschirm
und sah sie mir an. Monatelang ging das so. Und mir wurde klar: Ich
will auch mal! Nicht immer nur virtuell am PC – nein, ganz real mit wirklichen Menschen und echten Motorrädern wollte ich an Tigertreffen
teilnehmen.

Ein bisschen flau war mir schon im Magen, schließlich sollte mein
erstes mal eine schöne Erinnerung werden. Würde ich vorbehaltlos und
freundlich aufgenommen, oder wäre ich das dritte Rad am Motorrad? Wie
sich herausstellte, war mein Lampenfieber mehr als überflüssig. Ich
wurde von der Tigergemeinde begrüßt wie ein alter Freund. Hierfür an
dieser Stelle nochmals vielen Dank!

Da Stephan in meiner Nähe wohnt, fuhren wir gemeinsam los und
ungeplanterweise erkundeten wir bereits auf der Anfahrt etliche
Sträßchen rund um Heidenrod. Ich muss doch mal schauen, ob's bei S-MOT
nicht auch Navigationsgeräte für die Tiger gibt...

Auf diese Weise schafften wir es, trotz relativ kurzer Anreise unter den letzten Ankömmlingen zu sein.

Zuerst, nach den obligatorischen lange-nicht-gesehen- und
hallo-ich-bin-der-Thorsten-wer-bist-Du?-Willkommensbezeugungen, wurden
die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht, danach die Betten in
Beschlag genommen und schließlich, nachdem auch der Letzte noch
eingetroffen war wurde es bei Handkäs mit Musik – für die kulinarische
Ignoranten gab es Gulaschsuppe, die aber ebenfalls sehr lecker war –
und einer Auswahl hessischer und nichthessischer Biere gemütlich.<br>
Schnell wurden diverse Benzingespräche geführt, nur unterbrochen von
einer kurzen Einweisung Thorstens für die geplante Ausfahrt am
nächsten Tag.

Diese begann am nächsten Morgen nach dem Frühstück mit einem
beeindruckenden grollen gieriger Tiger, gierig nach kurvigen
Sträßchen. Von ebendiesen gibt es im Taunus reichlich. Nachdem
dutzende Raubkatzen an der Tankstelle ihren Durst gestillt hatten
führte uns Thorstens Leittiger durch den hessischen Asphalt-Dschungel.

Dass uns die Sonne lachte war bei dieser Streckenauswahl nur noch das
i-Tüpfelchen – diese Landschaft würde sogar bei Regen noch Spaß machen.
Einziger Wermutstropfen war das Straßenschild mit dem Hinweis „wer
rast fliegt raus“. Leider ist das Schild nämlich unvollständig, es
fehlt der Nachsatz „wer nicht rast vielleicht auch“! Nach
dreimonatigem kopfüber-Motorradabenteuer in Neuseeland hatte Björn
noch Schwierigkeiten, oben und unten auseinander zu halten und parkte
seine KTM nach ready-to-fly-Manier neben einer Böschung eineinhalb
Meter unterhalb der Straße.

Naturgemäß braucht's im hessischen Outback etwas länger, bis die
Sanitäter kommen und so waren wir froh, dass manchmal auch Ärzte Tiger
fahren (danke, Christoph). Glücklicherweise waren Björns Verletzungen
glimpflicher als es den Anschein hatte. Und während er sich ins
Krankenhaus fahren ließ, um sein Gleichgewichtssystem wieder auf die
Nordhalbkugel eichen zu lassen, sattelten wir die Tiger Richtung
Mittagessen – Adrenalin macht hungrig!

Nach der Raubtiermäßigen Nahrungsaufnahme splitterte ich mich mit vier
weiteren Tigern von der Karawane ab und wir fuhren gemütlich – mit
vollem Bauch rennt sich's schlechter – in das Freizeithaus zurück.

Dort angekommen, waren wir angenehm überrascht darüber, dass Björn
bereits wieder in seinem Bett lag und sich auf das Grillen am Abend freute.
Die übrige Gruppe hörten die guten Neuigkeiten noch unterwegs von den
Begleitern Björns, die wieder zu dem Rudel stießen, und so konnten sie
die restliche Tour in vollen Zügen genießen, was sie nach ihren
Gesichtsausdrücken nach der Heimkehr zu urteilen auch getan hatten.

Nach dem leckeren Streuselkuchen mit Rhabarber, der alleine schon die
Anreise wert war, holte Thorsten Björns KTM, die interessiert
begutachtet wurde und für Gesprächsstoff sorgte. Die kompetenten
Kommentare reichten von „gelenkte Hinterachsen kannte ich nur aus dem
Automobilbau“ über „der hat jetzt eine Bananenschwinge, nur in die
falsche Richtung“ bis „nächstes Mal muss Björn wieder Tiger fahren“.

Letzteres hat er fürs nächste Treffen schon angekündigt:
Einzylinder-Tiger aus Austria!

Abends wurde ganz nach Raubkatzenart Fleisch verzehrt und nach einer
kleinen Preisverleihung für die weiteste Anreise, die schönsten
Umbauten, etc. vernichteten wir die letzten Bierreserven.

Der letzte Tag wurde mit dem obligatorischen Gruppenfoto begonnen und
während man sich gegenseitig bestätigte, wie sehr man das Wochenende
genossen hatte, verabschiedeten sich nach und nach die Teilnehmer –
bis zum nächsten mal.

Es war ein schönes erstes mal – danke, Thorsten und Tatjana, danke,
Tigergemeinde.

 

Rüdiger Sehls