Katzenrally (Tigertreffen) in Jena vom 8. - 10.06.2001
"Schrecklich, fürchterlich, ärgerlich - einfach Sche**e!" dachte ich, als ich aus Jena zurück war. Ist ja aber auch nicht weiter verwunderlich. Das konnte bei dieser Vorbereitung ja auch nicht anders sein: Der Campingplatz war total super eingerichtet, (die sanitären Anlagen sauber, die Hütten rustikal aber dicht und praktisch, Partyhütte, ...) die Leute um mich herum waren total super gelaunt (obwohl einige vorher - wie ich auch - nass geworden waren), die Ausfahrt ist klasse abgelaufen (unfallfrei, alle mit Straßenreifen befahrbaren Bodenbeläge ausprobiert, keiner ging verloren, trockenes Wetter, ...), abends total lustige Gesprächsrunden mit bunt gemischten Themen, ... Jetzt sitze ich hier und denke: "Schrecklich, fürchterlich, ärgerlich - einfach Sche**e! Das Wochenende war viel zu kurz!!!"
Die Anfahrt am Freitag erspare ich Euch, weil die Autobahn langweilig genug war. Durch etliche Staus durchgemogelt, ziemlich nass geworden, rechtzeitig vor der Ankunft wieder getrocknet... Erwähnenswert wäre höchstens, dass ich nicht allein leiden musste. Ich hatte mich zur Verstärkung mit Uwe (Huey) Heinemann auf dem Rastplatz Wetterau getroffen.
In Jena angekommen fanden wir auch schnell den Campingplatz
"Rabeninsel". Sven "aus Jena" Michalski kam gleich
angehetzt, erklärte uns für offiziell anwesend, gab uns die Schlüssel für
die Hütten und eine Kurzerklärung über die Funktionalitäten des Platzes.
Dann verstauten wir unser Gepäck und trafen uns vorne in der ... - äh - was
ist das nun gewesen - "Imbissbude" kann man nicht sagen, weil es
eigentlich nicht schlecht eingerichtet war, außerdem war dafür das Essen zu
gut. "Restaurant" ist übertrieben... Ich hab´s: ... in dem kleinen,
einfachen Bistro mit dem guten Essen. Ja und dort trafen wir uns mit
einigen anderen Tigerfahrern zum ersten Kennenlernen. Einige kannte ich schon
persönlich, einige nur vom Namen her. Mit meinem Personengedächtnis war das
Chaos für mich perfekt...
Nachdem wir etwas gegessen (und getrunken) hatten, gingen wir in unsere Party-Hütte. Dort begrüßte uns Sven nochmals und riet uns, für die Tour ausgeruht zu sein. Trotzdem tranken wir noch eine Kleinigkeit (mehr oder weniger) und saßen noch recht lange zusammen und erzählten. Es war einfach mal toll, Leute kennen zu lernen, mit denen man vorher nur Mails ausgetauscht hatte. Über Langeweile klagte niemand.
Die Nacht war für mich sehr, sehr kurz. Erst konnte ich nicht einschlafen, dann wachte ich ständig nachts auf und als ich endlich schlafen konnte, klingelte mein Wecker. Aber die Tour verschlafen? - Niemals! Ein paar Tassen Kaffee und das wirklich reichhaltige Frühstück machten mich langsam fit. Zum Glück waren einige Tiger trocken, sodass sie erst gefüttert werden mussten. Das gab mir ein paar Minuten mehr Zeit, die ich auch brauchte. Dann sattelte ich auf und ritt zur Einfahrt. Dort warteten wir dann noch einige Minuten auf die Tanker, die an der geschlossenen Bahnschranke aufgehalten wurden. Diese Zeit nutzten wir auch zum Fachsimpeln und Begutachten der anderen Tiger. Insgesamt waren wir 19 Tiger und eine KLR mit insgesamt 21-köpfiger Besatzung. Als die Meute vollständig war, starteten wir über die ersten kleinen Sträßchen die Tour. Zu meinem Glück war der Fahrbahnbelag fest, aber teilweise recht buckelig, teilweise fanden sich tolle Schlaglöcher und der Rest war super Asphalt. Sven scheuchte uns über Straßen, die ich normalerweise nicht mal als solche erkannt hätte. Ich muss aber gestehen, dass die Fahrbahnverhältnisse selbst meinen Straßenreifen mehr als genügten. Allerdings waren alle froh über die langen Federwege ihrer Vehikel, denn sonst hätte die Fahrt einige Gebisse herausgeschüttelt.
Die erste Zigarettenpause wurde uns erst gegönnt, nachdem
wir wegen einer Streckensperrung für ein Autorennen umdrehen und den Kurs
abändern mussten und danach auch noch zu einem vermeintlichen Gasthaus eine
steil abschüssige Einfahrt in beide Richtungen gemeistert hatten. Wir hielten
an einer Kreuzung mit Waldweg und machten ein "Universalpäuschen".
Universell genutzt wurde es dann auch: Uwe (QLB) fuhr ein paar Meter den Feldweg
entlang (kleine Geländetour?), an den Büschen wurden auch Leute gesehen (weiß
nicht, was die da gemacht haben), einige nahmen (feste!) Nahrung auf und andere
schädigten ihre Lungen. Die Stimmung war super, das Wetter spielte auch
mit.
Nach einigen weiteren Kilometern erreichten wir die Talsperre
Hohenwarte. Wir stellten die ganzen Tigers (plus voll akzeptiertem Fremdkörper
KLR) in einer (etwas windschiefen) Reihe auf und machten Mittagspause. Der Grill
mit den Original Thüringer Rostbratwürsten war ein sehr begehrtes Ziel. Stefan
überlegte schon, dass man sich nach der Bratwurst noch ein Fischbrötchen
reinpfeifen könnte. Mir drehte sich der Magen beim Gedanken daran um...
Als wir wieder bei unseren Motorrädern waren (ich klärte gerade ein älteres interessiertes Ehepaar über unsere Horde auf), kamen ein paar obercoole Chopperquäler auf den Parkplatz gefahren. Die schauten so böse und waren so cool, dass es mich fröstelte (ich sagte dem Ehepaar, dass wir jetzt abhauen würden, weil jetzt die bösen Jungs da wären - schwups - haben sie sich in ihr Auto gesetzt und waren weg). Die Lenor-Rocker (weichgespült) parkten direkt hinter uns, grüßten nicht und verzogen keine Miene. Während die zur Talsperre wanderten, überlegten einige von uns, ob man nicht mal kurz den Reifen beim Wegfahren auf dem Split spulen lassen sollte. Die Gesichter hätte ich gerne gesehen. Gemacht haben wir es nicht, wir wollten uns die gute Laune nicht mit weinenden bösen Jungs verschlechtern. Als wir an denen vorbeifuhren, grüßten dann doch ein paar von ihnen (natürlich richtig cool!). Das fand ich dann wiederum etwas kindisch und habe es einfach mal als "Danke, dass Ihr uns verschont habt!" ausgelegt und großzügig darüber hinweg gesehen (so bin ich halt ;-) ).
Nächster Halt war an einer Tankstelle, die wir dann erst mal dicht gemacht haben. Nicht alle haben getankt. Nur die, die nicht mit ihren 25 Litern Tankvolumen protzen wollten ;-). Dann wurde noch die eine oder andere Zigarette (Zigarre) geraucht, bis es wieder los ging.
Mittlerweile war ich wieder recht müde, was mich auch nicht sonderlich verwunderte. Schließlich lag der Frühstückskaffee auch schon einige Stunden zurück. Also fuhr ich heftigst gähnend in der Gruppe mit. Es war überhaupt ein tigerischer Anblick. Vorne fast kein Ende in Sicht und hinten auch noch einige Tigers. Und genau so sahen uns die Leute auch an, als wir mit dem donnernden Tigerrudel durch die meist engen Ortschaften fuhren. Vermutlich geben einige Kühe in den nächsten Tagen keine Milch, ein paar erschrockene Schafe mussten wahrscheinlich notgeschlachtet werden und manch alte Frau musste denken, dass die Russen da wären. Aber insgesamt gesehen waren die meisten Passanten eher freundlich und erstaunt. Selbst die meisten Autofahrer nahmen Rücksicht, wenn Stefan, Björn und Huey die Straßen für uns abgesperrt haben (vielen Dank an dieser Stelle für diesen Service!).
Kurz bevor ich vor Müdigkeit vom Mopped fiel, hielten wir
zum Glück an einem Gasthof. Ich bestellte mir ein dringend nötiges Kännchen
Kaffee - Rettung in letzter Minute! Dazu noch ein Stück Apfelstrudel (man muss
ja etwas für die Figur tun...) und dann konnte mich nichts mehr aus dem Sattel
bringen - dachte ich! - Aber dazu später. Mittlerweile hatte sich nämlich Kai
(auch aus Jena, machte während der ganzen Fahrt den Lumpensammler) mit der
Bedienung angelegt. Oder vielmehr hatte er sie an einen Tisch erinnert, der noch
nicht bestellt hatte. Sie keifte ihn gleich an, dass sie ja nicht fliegen
könne. Bei deren Gewicht hatte ich das auch nicht erwartet... Wahrscheinlich
hatte sie einfach keine Lust. Sie hatte sich vorher schon gewundert, dass wir
draußen sitzen wollten. Es waren 15°C und regnete nicht, wer will denn da
drinnen sitzen? (Naja, eigentlich fast alle außer Stefan, aber keiner wollte
sich als Ofenbankfrierer outen.) Jedenfalls war Kai für den Rest des Treffens
für alle Schandtaten verantwortlich, ob er dabei war oder nicht. Aber er ertrug
sein Schicksal ohne zu murren.
Die Weiterfahrt wurde nach einigen Kilometern holperig - sehr holperig! Ich hielt kurz an, um mich zu vergewissern, dass ich überhaupt noch fahre und nicht schlafe und das vor mir nur ein Traum ist. Aber der Kaffee tat seine Wirkung: Ich war hellwach. Also musste dieser unschöne, unglatte, sandig bis splittige Weg vor mir zur Route gehören. Na denn: Prost! (Und wer war an diesem Weg schuld? Klar: Kai! ;-) ) "Augen zu und durch!" dachte ich mir, aber ich habe mich nicht getraut die Augen zu schließen. Fühlte sich eigentlich nicht mal schlecht an. War auch nur etwa 100m lang, dann kam schon wieder relativ guter Asphalt, allerdings nur für etwa 50m. Danach schienen wir in ein Kriegsgebiet zu fahren: An beiden Seiten Schilder, auf denen stand, dass hier Straßenschäden lauerten. Kann ich nicht bestätigen, denn Straße war keine zu sehen, aber dafür bestand die "Fahrbahn" nur aus Schäden. Wer nicht dabei war, der wird es sich nicht vorstellen können. Löcher, Pflaster, Flickstellen - mehr war da nicht. Keine Stelle größer als ca. 30cm. Im langsamen Rollen überlegte ich mir eine Taktik. Entweder ganz langsam, oder ganz schnell. Weil die anderen schon voraus "geflogen" waren, entschied ich mich für ganz schnell. Hintern von der Sitzbank und durch. Ich dachte immer nur "bloß nicht langsam werden, bloß nicht anhalten müssen..." Aber es ging wirklich besser als ich befürchtet hatte. Trotzdem war ich froh, als ich endlich wieder schlechten Asphalt unter den Rädern hatte. JEDER Asphalt ist besser als dieser Feldweg! Quatsch, kein Bauer würde so eine Straße als Feldweg akzeptieren! "Das ist eine normale Verbindungsstraße zwischen den zwei Orten. Hier fahren die Leute morgens zur Arbeit entlang." sagte uns Sven. Die armen Stoßdämpfer!
In Jena machten wir noch einen Tankstop, bei dem die Dreckigkeit unserer Motorräder verglichen wurde. Sieger gab es keinen, aber Verlierer auch nicht. Es waren alle sturz- und kratzerfrei wieder zurück in Jena. Insgesamt hatten wir ca. 300km Tour gefahren - zumindest habe ich das so gesagt bekommen. Mein Tachogeber hatte kurz vor Gebersdorf (kein Witz!) seinen Dienst quittiert und auch nur noch sehr sporadisch wieder aufgenommen. Wir haben aber in Drognitz keine Drogen zu uns genommen. Lederhose haben wir umfahren, weil einige von uns mehr auf Cordura schwören. Vorsichtshalber haben wir in Kuhfraß nichts gegessen - sicher ist sicher.
Für den Abend war Grillen angesetzt, was auch durchgezogen wurde. Der Tabledance war der offizielle Startschuss für den Abend (siehe Beweisfoto). Es bildeten sich wie immer mehrere Gruppen, die sich immer wieder von der Zusammensetzung her änderten. Die Themen waren bunt gemischt, Spaß hatten wirklich alle. Die Geschichten, die da manchmal ans Tageslicht kommen, sind ja schon oft witzig. Ich habe aber versprochen, dass ich nicht erwähne, dass man sich beim Tigeraufheben selber eine Rippe brechen kann. Dafür weiß ich jetzt, wie Einarmige Kleingeld zählen. Leider gibt es davon keine Beweisfotos. Sven spielt damit, seinen Tiger zu verkaufen und sich etwas benzinsparendes zu kaufen. Dass es angefangen hatte zu regnen, interessierte eigentlich niemanden so richtig (Kai war schuld am Regen, klar oder?). Als es irgendwann zu feucht wurde, verzogen wir uns wieder in die Partyhütte. Nach und nach gingen alle ins Bett, es war halt doch schon ein anstrengender Tag. Der "harte Kern" blieb noch bis 2 Uhr zusammen. Ich war mir sicher, dass ich super schlafen würde...
... Habe ich eigentlich auch, nur zu kurz. Um 9 Uhr ging mein Wecker los, aber ich war schon seit einer halben Stunde wach. Ich blieb noch zwanzig Minuten liegen, ich konnte ja nicht mehr viel versäumen. Beim Frühstück herrschte eine Stimmung zwischen gemütlich und Aufbruch. Es hetzte zwar niemand, aber alle mussten irgendwann nachhause fahren. Mir war das relativ egal, denn es gab wieder ein gutes und umfangreiches Frühstück. Außerdem war das Wetter nicht so toll, dass es mich auf die Straße gelockt hätte.
Um 11 Uhr waren dann auch Huey und ich (fast) abreisebereit. Ich hatte nur (nachdem ich vorher schon getrödelt hatte) vergessen, meine Regenhosen unten zuzumachen. Also hielten wir an der Ausfahrt des Campingplatzes noch mal an. Dadurch kamen wir genau rechtzeitig an den Bahnübergang, als sich die Schranken schlossen. Und alles wegen mir - obwohl - Kai war schuld! Jedenfalls blieb Huey ganz ruhig. Er hat entweder eine Engelsgeduld, oder kann er gut schauspielern.
Der Rest der Rückfahrt war nass (bis Erfurt), dann noch mal kurz Schauer und fertig. Bis zum Rastplatz Wetterau waren wir trocken. Hier trennten sich wieder unsere Wege. Ab Lorsch regnete es dann wieder, aber das war mir egal. Ich war schon fast zuhause.
Das Treffen in Jena ist vorbei, bleiben nur die Erinnerungen und ein paar Bilder. Der einzige Trost ist, dass Sven uns eine Fortsetzung im nächsten Jahr versprochen hat. Ich behaupte einfach mal, dass die Planung, Organisation und Durchführung wohl kaum zu toppen sein dürfte, aber wenn es wieder so wird wie dieses Jahr, dann wird das wieder eine richtig gute Aktion!
Bedanken möchte ich mich hiermit auch noch bei Hansi, von dem fast alle Bilder und die super Kommentare stammen.
Petsi